Biographisches

Der Bildhauer, Maler und Dichter Dr. Johannes Friedrich Rogge um 1965

1898

 

Am 5. April in Berlin geboren. Vater akademischer Maler Adalbert Rogge. Einziges Kind der Familie, welche sehr wohlhabend war, mit Dienstmädchen und großem Freundes- und Bekanntenkreis, vorwiegend aus Künstlern und Kunstfreunden.


 

1904-1916

 

Humanistisches Friedrich-Wilhelms-Gymnasium Berlin.

Durchweg Klassenbester. Jedoch kein Interesse an Kunst. Als "Kunst" kein Pflichtfach mehr war, besuchte er dieses nicht mehr. Besuchte nie das Atelier seines Vaters. Alljährliche Ferien mit der Familie in Norwegen.


 

1916-1925

 

Universitäten Berlin - Jena - Berlin. Studium der Naturwissenschaften, der Philosophie, der Geschichte und der Literatur.


 

1920

 

Tod des Vaters.

 

 

1922

 

Wendung zur bildenden Kunst; zunächst zur Malerei.


 

1924/25

 

Doktorpromotion der Kunstphilosophie in Jena.


 

1924-1930

 

Verkauf des vom Vater geerbten Hauses (Neuenburgstraße, Berlin) und Kauf eines Kinos.

Um seiner schwer lungenkranken Mutter den Aufenthalt in einem Sanatorium zu finanzieren, malte er Ölbilder der dortigen Kuranlage, welche später in einem Werbeheftchen veröffentlicht wurden und dem Sanatorium sicher gute Reklame waren.

Arbeit als Plastiker im Atelier des Bildhauers Paul Türpe, Berlin. Ab 1927 neben Portraitköpfen (u.a. Paul Türpe) vorwiegend plastische Studien nach Tänzen von Mary Wigman.


 

1930

 

Erstmalig vertreten auf der "Großen Berliner Kunstausstellung" mit einer überlebensgroßen Statue von Mary Wigman. Großer Erfolg, viele überragende Kritiken- jedoch nur wenige Aufträge.


 

1932-1939

 

Einsatz als Straßenbauarbeiter, welchem ein körperlicher Zusammenbruch folgte. Jahre der Erwerbslosigkeit. Ohne Atelier, gelegentlich als Portrait- und Landschaftsmaler in Deutschland und Norwegen tätig.


 

1936 - 1938

 

Von Mail bis Mitte Juni 1938 Aufenthalt in Italien (Höhen des Monte di Portofino, Rapullo, San Remo). Enger Kontakt mit Gerhart Hauptmann; Bewerbung um Stelle als dessen Sekretär.


 

1937-1943

 

Portraitplastiken div. Politiker des 3. Reichs. Besserung der finanziellen und materiellen Lage. Durch ständigen Ortswechsel nicht zum Kriegsdienst eingezogen. Als Humanist tiefe Abneigung gegen Faschismus und Krieg.


 

1943 und 1944

 

Vertreten auf der "Großen Deutschen Kunstausstellung" in München mit Büsten von Gerhart Hauptmann und Friedrich Nietzsche.


 

1943

 

Verlust von Wohnung und neuem Atelier durch Fliegerangriffe in Berlin. Wiederholter Ortswechsel.


 

1945

 

Fliegerangriff auf Dresden am 13. Februar: der sich im "Hotel Bellevue" befindliche Rogge rettet sich, zuvor noch umgeben von brennender Oper, Hofkirche und Zwinger unverletzt in die Dresdener Heide.


 

1946

 

Wiederaufnahme der künstlerischen Tätigkeit (Bildende Kunst und Literatur) in Langebrück bei Dresden. Gedichtszyklus "Gesänge an die Deutschen" vollendet (1944 begonnen). Erste kommunistische Plastiken von J.W. Stalin. Erschüttert sah er seine Geburtsstadt Berlin wieder.


 

1947

 

Im Kulturbund Dresden Zusammenarbeit mit Viktor Klemperer. Gedichtszyklus "Hymnen an Berlin" geschrieben. Arbeit im Vorstand des Kulturbundes Dresden/ Langebrück.


 

1948

 

"Hymnen an Berlin" erscheinen als erste literarische Arbeit Rogges im Oswald-Arnold-Verlag Berlin.


 

1949

 

Erste Denkmalarbeit: große Alexander Puschkin-Büste für Weimar (neben heutiger "Herzogin Anna Amalia Bibliothek").


 

1950

 

Denkmalbüste Heinrich Marschner, Zittau. Kollektivausstellungen in Dresden (Staatliche Kunstsammlungen) und Leipzig (Museum der bildenden Künste).


 

1951

 

Übersiedlung nach Dresden, in ein Haus am Elbufer mit Atelier. Dieses gehörte dem verstorbenen Bildhauer Paul Berger. Lenin-Statue (Denkmalauftrag der Werktätigen der SAG Stock & Co. in Königsee/ Thüringen).

Staatspräsident Wilhelm Pieck nach dem Leben modelliert. Kollektivausstellungen in Schwerin (Mecklenburgisches Landesmuseum) und Zittau (Stadtmuseum).


 

1952

 

Zum Vorsitzenden des Kreisfriedensrates Dresden gewählt.

Ausstellung "Plastik" im Stadtmuseum Zwickau.


 

1953

 

Ehrenamtliches Mitglied des Rates der Stadt Dresden.

1. Studienreise in die Sowjetunion.

Hochzeit im September 1953 (3. Ehe).

Vertreten auf der "3. Deutschen Kunstausstellung" in Dresden mit Büsten von Thomas Müntzer, Wilhelm Pieck und Ernst Thälmann. Nach dieser Kunstausstellung wurden seine Arbeiten allesamt abgewiesen.


 

1953/ 54

 

Stalin-Denkmal in Riesa (Auftrag der Werktätigen des Stahlwerkes Riesa).

Arbeit im Zentralvorstand des DSF in Berlin (Sektion Bildende Kunst).

Vorschlag, Rogge mit der Auszeichnung "Deutscher Nationalpreis 1954" für sein Stalin-Denkmal zu ehren, wird von einer Komission wegen der Schaffung diverser Plastiken führender Politiker während des Nationalsozialismus abgelehnt.


 

1955

 

Mitglied im Deutschen Friedensrat.

Mitglied des Bezirksausschusses für Jugendweihe in Dresden.

Organisation der Feiern in Dresden-Ost. Weihereden in Dresden, Görlitz, Bautzen, Niesky usw.

2. Studienreise in die Sowjetunion. Arbeit im Atelier von Leninpreisträger Professor Tomski in Moskau. Gefördert durch das Ministerium für Kultur, welches ihn aber recht bald und zu früh zurück rief. 


 

1956

 

Denkmalrelief "Heinrich Heine" für Gedenkstein auf dem Brockengipfel (Auftrag des Präsidiums des Deutschen Kulturbundes).


 

1957

 

Denkmalbüste Clara Zetkin für den Clara-Zetkin-Park in Dresden.

Gruppenplastik "Die Große Sozialistische Oktoberrevolution" (Bronzeabgüsse in Moskau, Gera und Berlin).

Ehrenmal für den Sowjetischen Friedhof in Dresden-Neustadt.


 

1958

 

Gruppenplastik "Kampf dem Atomtod" (Bronzeabgüsse in Peking, Berlin und Unterwellenborn).


 

1959

 

Denkmalgruppe "Fortan gemeinsam" für den Sowjetischen Ehrenhain in Gera.


 

1960

 

Körperlicher Zusammenbruch. Verbot jeglicher Zusatzarbeit.

Mitglied des "Dresdner Klubs"


 

1961

 

Entstehung der Dichterreliefs Gothe, Schiller, Heine, Hauptmann.


 

1962

 

Tätigkeit als Kunsterzieher (Vertretung) in der EOS Dresden-Nord.

Ehrenmal für Sowjetischen Ehrenfriedhof Niesky (Oberlausitz)

Eintritt in die LDPD

Mitglied der Kommission für Ideologie und Kultur (Zentralvorstand und Bezirksvorstand Dresden).

Mitglied des Stadtvorstandes Dresden der DSF


 

1963 - 1964

 

September bis Mai schwere Erkrankung, verbunden mit Sehstörungen. Verordnete Bettruhe.


 

1965

 

Sowjetisches Ehrenmal Kyritz.

Ehrennadel der LDPD

Ehrennadel DSF in Gold

Mitglied des Bezirksvorstandes des DSF Dresden

 


1966/ 67

 

Portraitbüste von Volkskammerpräsident Prof. Dr. Joh. Dieckmann, welcher persönlich in Dresden Modell saß.

Sowjetisches Ehrenmal für Stralsund.


 

1968/ 69

 

Große Statue "Junge Ballerina" (auch "Tänzerin"). Hierzu hat seine Tochter (einige Jahre Palucca-Schülerin) Modell gestanden.


 

1971/ 72

 

Monumentalbüste "Hermann Matern"


 

1970/ 73

 

Große Statue "Junger Athlet". Modell stand sein Sohn.


 

1974

 

Großes Portraitrelief von Rosa Luxemburg


 

1977

 

Großes Portraitrelief von Karl Liebknecht


 

1978

 

Vaterländischer Verdienst Orden in Bronze


 

1983

 

Fertigstellung seines letzten Werkes: "Bruno- Kühn- Büste", gefertigt im Auftrag von Lotte Ulbricht, welche Kühns Schwester war.

Im Februar Abnahme des Bronzegusses "Junger Athlet" und letzter Besuch in Lauchhammer.


 

Rogge stürzt auf der Straße, kann sich von diesem Unfall nicht mehr erholen.

Im Beisein der Familie stirbt der Künstler im Joseph-Stift zu Dresden am
 

7. Juni 1983

 


 


 

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Johannes "Hans" Rogge um 1902
Bei Freunden in Norwegen, Sommer 1926
1937 in den Tiroler Bergen
Bei Gerhard Hauptmann in Agnethendorf, September 1942
Als Festredner auf Jugendweiheversanstaltungen im gesamten Kreis unterwegs

Arbeit am Denkmal für den Sowjetischen Ehrenfriedhof Dresden 1957

Besuchergruppe beim regelmäßig stattfindenden "Tag des offenen Ateliers"

Tischtennis als kurze Erholung von der Arbeit (um 1965)

Wohnhaus mit Atelier am "Kleinzschachwitzer Ufer 66" in Dresden, Elbseite (Aufnahme 2010). Nach 2010 erfolgte der Abriss und Neubebauung des Grundstückes durch die Neueigentümer.

Wohnhaus mit Atelier, Hofseite (Aufnahme 2010)

Blick von Rogges Wohnhaus auf die Elbe (Kirche "Maria am Wasser"; 2010)

 

Mit Ehefrau Lieselotte, um 1982
In der "2. Heimat", auf Hiddensee (Mitte/ Ende 1970er Jahre)

© G. Lieser